Tagesklinik bedeutet, dass du von Montag bis Freitag tagsüber bei uns in Behandlung bist. Den Rest des Tages, die Wochenenden sowie Feiertage verbringst Du in deinem gewohnten Umfeld und übernachtest zu Hause. Für die Behandlungen in der Klinik besteht Anwesenheitspflicht. Die Behandlung findet montags bis freitags von 8.40 Uhr bis 16.15 Uhr statt. Wir beginnen mit einem Frühstück in deiner Gruppe. Am Vormittag werden zwei Stunden Beschulung angeboten, abgestimmt auf den individuellen Lernstand. Nach dem Mittagessen finden Einzelangebote statt, z.B. Psychotherapie, oder ärztliche Sprechstunden oder sozialdienstliche Beratung. Am Nachmittag finden die Gruppenangebote statt. Hier gibt es sowohl psychotherapeutische Gruppentherapien als auch alle Spezialtherapien, wie z.B. Bewegungs- oder Kunsttherapie.
Unser Behandlungsspektrum umfasst vielfältige psychosomatische Erkrankungen wie z.B. Angststörungen, posttraumatische Belastungsstörungen oder somatoforme Störungen.
Jugendlichen mit den folgenden Erkrankungen /Symptomen können wir leider kein Behandlungsangebot machen:
Die Aufmerksamkeitsdefizit-/ und Hyperaktivitätsstörung galt lange Zeit als eine auf das Kindesalter begrenzte Störung. Heute weiß man, dass diese Störung zwar in der Kindheit beginnt, sich aber keinesfalls regelmäßig im Jugendalter „auswächst“. Viele Jugendliche und Erwachsene leiden auch weiterhin unter starken Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwierigkeiten. Anders als im Kindesalter steht aber nicht mehr die motorische Unruhe und Zappeligkeit im Vordergrund der Symptomatik, sondern Konzentrationsprobleme, Schwierigkeiten in der Arbeitsorganisation und dem Zeitmanagement, impulsives Handeln im Leistungsbereich und im sozialen Bereich. Auch starke Stimmungsschwankungen werden von vielen Betroffenen erlebt. Jugendliche und junge Erwachsene mit einer ADHS leiden oftmals auch unter Selbstwertproblemen, depressiven Verstimmungen und Angstsymptomen.
Neben einer medikamentösen Therapie ist eine begleitende kognitiv-verhaltenstherapeutische Psychotherapie zu empfehlen zur Behandlung von Problemen im Leistungs- und emotionalen Bereich, von Problemen auf der sozialen und interpersonellen Ebene, sowie von Verhaltensproblemen.
Mehr Informationen:
M. Döpfner, J. Fröhlich et al.: Ratgeber ADHS bei Kindern und Jugendlichen. Ein Ratgeber für Betroffene, Lehrer, Erzieher und Eltern. Hogrefe Verlag.
E. Nyberg, M. Hofecker Fallahpour et al.: Ratgeber ADHS bei Erwachsen: Informationen für Betroffene und Angehörige. Hogrefe Verlag.
Ängste gehören zum Leben dazu und haben als Warnsignal vor Gefahr eine wichtige Funktion. Ängste können aber auch zu einer Krankheit werden, wenn sie sehr intensiv und häufig auftreten. Neben Ängsten vor bestimmten Situationen (vor Dunkelheit oder vor Menschenmengen) gibt es auch Ängste in Form von ständigen Sorgen. Jugendliche leiden oftmals auch unter sozialen Ängsten, die viel Leid verursachen und das Leben sehr einschränken. Aus der Sorge heraus von anderen schlecht bewertet oder abgelehnt zu werden, ziehen sich die Jugendlichen dann immer mehr zurück. Oftmals kann auch die Schule nicht mehr regelmäßig oder gar nicht mehr besucht werden.
Angststörungen können gut behandelt werden. Als besonders wirksam hat sich die kognitive Verhaltenstherapie erwiesen. Je nach Art der Angststörung und Ausprägung wird die Therapie auf die Bewältigung der individuellen Ängste zugeschnitten.
Dabei ist es wichtig die Ursachen und die Auslöser für die Ängste kennenzulernen, um sich dann Schritt für Schritt, mit Unterstützung des Therapeuten/der Therapeutin seinen Ängsten zu stellen und sie zu bewältigen.
Mehr Informationen:
Asbrand, Büch, Schmitz: Soziale Ängste. Hogrefe Verlag. (für Kinder, Jugendliche und Eltern)
von Consbruch, Stangier: Ratgeber soziale Phobie. Hogrefe Verlag (für junge Erwachsene und Angehörige)
Eine traurige Stimmung kennt jeder. Traurigkeit kann aber auch eine Krankheit werden, wenn die Stimmung längere Zeit schlecht bis sehr schlecht ist. Dabei treten zumeist sowohl körperliche Symptome (z.B. Müdigkeit oder Schlafstörungen) als auch psychische Symptome (z.B. Hoffnungslosigkeit oder sozialer Rückzug) auf. Je nach Ausprägung der Erkrankung kann eine Depression zu ausgeprägten Belastungen im schulischen und sozialen Leben des Jugendlichen führen (z.B. sozialer Rückzug). Der Schulbesuch ist oftmals nicht mehr regelmäßig oder gar nicht mehr möglich.
Mit der kognitiven Verhaltenstherapie steht eine wirksame Therapieform zur Behandlung der Depression zur Verfügung. Hier gilt es zunächst zu klären, welche Faktoren es bei dem einzelnen Jugendlichen gibt, die die Entstehung der Erkrankung begünstigt haben, um sie dann gezielt verändern zu können. Besonders wichtig ist es auch, einen veränderten Umgang mit negativen Gedanken und Grübeln zu erlernen, sowie Strategien im Umgang mit Stress. Dabei ist auch der aktive Aufbau positiver Aktivitäten wichtig, um die Freude am Leben zurückzugewinnen!
Mehr Informationen:
Groen, Ihle u.a.: Traurigkeit, Rückzug, Depression. Hogrefe Verlag (für Kinder, Jugendliche und Eltern)
Hautzinger: Ratgeber Depression. Hogrefe Verlag (für junge Erwachsene und Angehörige)
Essstörungen (Anorexia Nervosa, Bulimia Nervosa) sind gerade bei weiblichen Jugendlichen eine häufige psychische Erkrankung.
Die Anorexia Nervosa ist gekennzeichnet durch ein bewusst herbeigeführtes starkes Untergewicht. Typischerweise wird der eigene, viel zu dünne Körper, als „zu dick“ wahrgenommen (Körperschemastörung). Es bestehen große Sorgen und Ängste vor einer Gewichtszunahme. Das Schlankheitsstreben, die ausgeprägten Sorgen vor Gewichtszunahme und die hohe Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper führen bei den Jugendlichen zu einer erheblichen psychischen Belastung.
Die Bulimia Nervosa ist vor allem gekennzeichnet durch häufige Essanfälle und eine hohe Unzufriedenheit mit dem Körper. Aus Sorge vor Gewichtszunahmen werden oftmals gegenregulierende Maßnahmen eingesetzt, wie z.B. erbrechen oder die Einnahme von Abführmitteln. Es besteht eine hohe emotionale Belastung durch die Symptomatik.
Die familienbasierte kognitive Verhaltenstherapie gilt als wirksame Behandlungsform der Essstörung. Die Therapie setzt sich aus unterschiedlichen Behandlungselementen zusammen, die je nach Art und Ausprägung der Essstörung in einen individuellen Therapieplan zusammengestellt werden. Grundlage bildet immer ein Gewichtsmanagement, mit dem Ziel ein gesundes Körpergewicht zu erreichen und ein normales Essverhalten aufzubauen. Begleitend gilt es in der Therapie, individuelle Auslöser für die Essstörung zu erkennen und zu verändern. Auch die Körperbildtherapie ist ein wichtiger Bestandteil der Therapie, da sie eine angemessene Auseinandersetzung mit dem eigenen Körperbild unterstützt.
Mehr Informationen:
- Pauli, Steinhausen. Ratgeber Magersucht. Hogrefe Verlag. (für Kinder, Jugendliche und Eltern)
- Paul, Paul. Ratgeber Magersucht (für junge Erwachsene und Angehörige)
Viele Menschen kennen leichte Zwänge wie z.B. das zweimalige kontrollieren, ob man auch die Haustüre abgeschlossen hat. Diese „kleinen“ Zwänge beeinträchtigen aber nicht den Alltag. Zwänge können aber auch zu einer Krankheit werden, wenn sie sehr häufig und stark auftreten und z.B. das Kontrollieren der Haustüre 20-30 Mal erfolgen muss. Zwänge bestehen typischerweise aus Zwangsgedanken und Zwangshandlungen. Zwangsgedanken sind wiederkehrende, aufdringliche, quälende Gedanken, die man loswerden möchte, aber nicht kann (z.B. der Gedanke, an einer schlimmen Erkrankung zu erkranken). Zwangshandlungen sind Handlungen, die man oft hintereinander wiederholen muss (z.B. wiederholtes Hände waschen), mit dem Ziel unangenehme Gefühle wie z.B. Angst oder Ekel zu verringern. Dieses Ziel wird aber immer nur kurzfristig erreicht, langfristig kommen die unangenehmen Gefühle und damit die Zwangshandlungen wieder und werden mit der Zeit zumeist stärker.
Den Jugendlichen ist dabei durchaus bewusst, dass diese Gedanken und Handlungen übertrieben oder auch unsinnig sind, weswegen sie sich oftmals für diese Gedanken und Handlungen schämen und sie verschweigen, obwohl sie doch so sehr darunter leiden.
Dabei ist wichtig zu wissen, dass Zwänge mit einer besonderen Form der kognitiven Verhaltenstherapie (Expositionen im Reaktionsmanagement) gut zu behandeln sind. Je früher, desto besser!
In der Therapie wird Wissen über die Entstehungsbedingungen von Zwängen vermittelt, sowie ein veränderter Umgang mit ängstigenden oder bedrohlichen Gedanken erlernt. Im Mittelpunkt der Therapie stehen Übungen, sogenannte „Expositionen“ in denen der Jugendlichen erfährt, dass er Ängste oder andere starke unangenehme Gefühle bewältigen kann, ohne Zwänge durchzuführen. Da es sehr fordernd ist „sich dem Zwang entgegenzustellen“ werden diese Übungen mit dem Therapeuten, der Therapeutin gemeinsam durchgeführt. Erst im Verlauf der Therapie lernt der Jugendliche, diese Übungen auch in Eigenverantwortung durchzuführen.
Mehr Informationen:
Wewetzer, Wewetzer: Die Zwangsstörung im Kindes- und Jugendalter. Hogrefe Verlag (für Kinder, Jugendliche und Eltern)
Fricke, Hand: Zwangsstörungen verstehen und bewältigen. Balance Verlag. (für junge Erwachsene und Angehörige)
Schätzungsweise 16 bis 20 von 100 Menschen entwickeln im Laufe ihres Lebens eine Depression. Doch nicht jede Tiefphase oder jeder Erschöpfungszustand ist direkt eine depressive Verstimmung.